Nun lese ich ja jeden Morgen gemütlich die „Saarbrücker Zeitung“, soviel Zeit muss einfach sein, auf fern ab der geliebten Heimat. Und wen entdecke ich da auf Seite B1, unten RECHTS? Unseren Oskar, beziehungsweise sein Konterfei! Unser Oskar macht Werbung für das Sommerfest der Linken, also nicht der linken Typen (auch wenn mit einem Augenzwinkern stimmt) sondern der tollen Nachfolgeorganisation der SED, welche zum 50. Geburtstages des Mauerbaus plötzlich ganz still geworden ist.
Ich kann mir das bildlich vorstellen:
14.August 2011 15:00h, Fischweiher Burbach: Nachdem eine unüberschaubare Menge stundenlang im strömenden Sommerregen ausgeharrt hat, betritt ein souverän grinsender Napoleon-Verschnitt die Bühne am burbacher Fischweiher. Die Menge jubelt und schwenkt die sozialistisch-rot gefärbten Winkelemente ihrem Idol entgegen. Eingefleischte Sozialisten halten ihre SED Parteibücher in die Höhe und symbolisieren somit ihre Bereitschaft zum Klassenkampf. Siegessicher und von einer Woge der Begeisterung und Machtgeilheit getragen tritt Oskar an das Mikrofon und beginnt mit seiner Rede. Es wird gegen die Weicheier von der SPD geschimpft, die Gewerkschaften ermutigt einen gemeinsamen und weltweiten Streik zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Ausbeuterbetrieben der kapitalistischen imperialistischen faschistoiden Nationen zu beginnen. Begeisterte Groupies fallen reihenweise in Ohnmacht oder werden ihre BHs auf die Bühne, gefolgt von Honecker-Plüschtieren. Oskar hat die Menge im Griff, Alteingefleischte schwenken rote Fahnen und irgendwo träumt ein altes Mütterlein von der roten Weltrevolution.
Die Arbeiterwohlfahrt, welche die Gulaschkanone schon für das Mittagessen hochgefahren hatte, stellt nun Kuchen zum Verkauf und betreut die ältesten Revolutionäre. Die jüngsten Revolutionäre bauen im Wunderland des Sozialismus, welches in einem ehemaligen NVA ZElt untergebracht ist Mauerelemente und malen Sonnenblumen für die Unterstützung der Kampfgenossen in Nordkorea.
In der Zwischenzeit ist die Stimmung der Menge angespannter und aggressiver geworden. die Häkelgruppe der Frauenselbsthilfegruppe „Josef Stalin“ fordert lautstark und in Sprechchören die sofortige Weltrevolution unter der Führung Oskars. Dieser sieht sich von dem plötzlichen Auftretens von Verantwortung und der unausweichlichen Übernahme dieser durch seine Person verängstigt und verweist auf den Vorstand der Partei als verantwortliches Element. Dort ist man sich allerdings nicht einig, ob diese Revolution mit oder gegen die Erddrehung durchgeführt werden soll. In der Zwischenzeit stellen die zuhörenden Genossen fest, dass die Schalmeigruppe der Jungpioniere schon den ganzen Kuchen aufgegessen haben. Zum allen Überfluss fängt es noch an zu winden, und Schuld allein ist die SPD. Bei dem Sommer2011wetter kann man nun wirklich keine Weltrevolution starten und erst recht nicht zu Ende bringen… Früher war alles einfach besser!